Reha, 19. Tag

Unfassbar wie Menschen an einem heiligen Samstag so früh aufstehen können! Selbst ich falle schon um 6 aus dem Bett, ohne dass Putzi daran Schuld auf sich geladen hätte. Dabei habe ich erst um 11 Uhr meine erste Anwendung. Ich lese noch ein bisschen bis 7 und quäle mich dann in den Speisesaal. Glück gehabt: Alle Kollegen sind schon fertig und quasseln in der Cafeteria weiter. So lasse ich es mit gut gehen. In aller Ruhe fahre ich in’s Dörfchen und ordere noch die fehlenden Backwaren für unser abendliches Fondue. Den Rest hatte ich schon am Donnerstag und gestern gekauft und im Auto gebunkert. Die Kühlschrank-Temperaturen eignen sich perfekt dazu. Jetzt muss ich nur sehen, wie ich die Tonnen von Nahrungsmitteln (es scheint eine Hungersnot kurz bevor zu stehen) nach oben in die Wohnung schaffe, ohne einen erneuten Infarkt zu bekommen.

In den Läden geht es erstaunlich ruhig zu. Entweder die Leute waren vernünftiger als sonst oder ich habe nicht mitbekommen, dass Weihnachten heuer ausfällt. So bummele ich gemütlich durchs Kurstädtchen und ergattere noch ein paar Schmankerl, die ganz plötztlich bei unserem Fest sonst wohlmöglich fehlen würden. Es gibt Bereiche, da lerne ich es nie! Ganz entspannt laufe ich wieder in der Klinik ein, um mich ein letztes Mal schinden zu lassen. Die Plackerei ist ein wichtiges Alibi für die abendliche Fressorgie. Ich werde alles geben.

Zuerst Venengymnastik zum Aufwärmen, dann Gymnastik in der Gruppe. Unterbrochen vom Mittagessen. Es gibt Zander und Salat. Abschliessend zur Verdauung ans Laufband. Und dann heißt es nur noch:

Frohe Weihnachten!